
Vorträge


Die Flößerei
- Vortrag mit Gustav Heizelmann-
Vortrag
von 06. März 2019
20.00 Uhr
in der Sparkasse Offenburg

Vortrag von Gustav Heinzelmann
1.2019
HOHBERG-NIEDERSCHOPHEIM. Gustav Heinzelmanns Vorfahren sind Flößer auf der Kinzig gewesen. Mehr als 30 Interessierte sind ins Heimatmuseum in Niederschopfheim gekommen, wo er einen Vortrag über die Kinzigflößerei bot, die bis ins 20. Jahrhundert Wohlstand für viele Menschen der Region brachte. Das Besondere: Heinzelmann hielt den Vortrag über seine Nachforschungen in jener Kleidung, die die Flößer im Kinzigtal getragen haben sollen.
Der Großvater des Referenten übte in Reinerzau den Beruf des Flößers aus, bevor er nach Oberbayern auswanderte und dort 1900 starb. Der kleine Ort mit 400 Einwohnern am Oberlauf der Kleinen Kinzig, der zu Alpirsbach gehört, zeigt noch heute Spuren der wagemutigen Männer, die dem gefährlichen Beruf auf dem Fluss von Loßburg bis zur Mündung in den Rhein bei Kehl nachgingen. Ausgrabungen und alte Karten belegen, dass die Flößerei bis in die Römerzeit zurück geht, also seit rund 2000 Jahren entlang des Rheins und der Nebenflüsse besteht.
Besonderes Augenmerk legte Heinzelmann auf die besonderen Methoden, die für diese Art des Holztransports entwickelt wurden. Noch heute sei das "Kinzig Valley" für seinen technologischen Einfallsreichtum bekannt. So wurde hier der Sperrstümmel erfunden, eine Bremse, die mit einem massiven Balken das Floß bis auf den Flussboden verankern und zum Halten bringen konnte.
Des Weiteren wurden zur Verbindung der Holzstämme äußerst robuste Weidengeflechte entwickelt, die Floßgebilde bis zu einer Länge von 750 Metern erlaubten. Da seien dann sehr erfahrene Flößer nötig gewesen, die auf der ursprünglich nicht begradigten Kinzig die riesigen Kolosse bis zum Rhein navigieren mussten. Von da ging es ja oft bis nach Holland, wo ein großer Markt vor allem für lange Hölzer zum Schiffsbau bestand. Heinzelmann zitierte die sehr umfangreichen Vorschriften, die die Flößerei regulierten und weitere Gewerbe zum Florieren brachten.
Der Ort Schenkenzell zum Beispiel blickt auf eine ereignisreiche Flößerzeit zurück. Unter der Herrschaft der Fürstenberger bestand das Privileg, dass zwölf Untertanen als "Floßknechte" tätig sein durften. Es wird berichtet, dass die Flößer in einer "Gespannschaft" mit einem Bachvogt organisiert waren und das Recht hatten, die Waldflöße aus Reinerzau zu Landflößen umzubauen und bis Schiltach und Wolfach zu führen.
Die Flößer waren meist "raue Gesellen", erzählte Heinzelmann, der bekannte, "auch etwas von deren Naturell abbekommen" zu haben. Spuren der Flößerei seien vor allem auf dem sehr gut ausgebauten Flößerpfad von Loßburg bis Wolfach zu sehen. Leider bestehe seitens der Touristiker kein Interesse, die Weiterführung bis Willstätt und Kehl voran zu treiben und damit einer Initiative des Referenten zu folgen. Gustav Heinzelmann wird im Spätsommer eine Exkursion zu seinen Wurzeln, dem Örtchen Reinerzau, anbieten. Hierzu lud er die Besucher des Vortrags in Niederschopfheim bereits jetzt ein.